Exoskelett zur Unterstützung bei Bauwerksuntersuchungen

Stadtwerke München GmbH

Best Practice Präventionspreis 2024

Stadtwerke München: Exoskelett zur Unterstützung bei Bauwerksuntersuchungen

Ausgangslage und Ziel

Die Stadtwerke München GmbH (SWM) sind eines der größten deutschen kommunalen Versorgungs- und Dienstleistungsunternehmen mit über 10.000 Beschäftigten.  

Zu ihren Aufgaben gehört die Instandhaltung der Verkehrs-Infrastruktur.

Hierbei fällt unter anderem eine jährliche Bauwerksprüfung von 17 U-Bahnhöfen mit insgesamt etwa 23 km Tunnelstrecke an. Zwei Mitarbeitende führen diese in etwa zehn Wochen durch. Sie verwenden hierfür Hammer und Resonanztaster (Stab mit Kugel). Im Rahmen einer projekt- bzw. auftragsbasierten Bauwerksdiagnostik sind innerhalb eines Projektes bis 2030 etwa 62 km Tunneldecke mit Hilfe eines Ultraschall-Messgerätes zu prüfen. Dabei müssen die Mitarbeitenden auf einem Gleisgerüst stehend ein Messgerät mit 3,5 kg Eigengewicht sowie mit etwa 29 kg Druck gegen Wand und Decke pressen. Die Messungen erfolgen weitgehend überkopf und teilweise in Zwangshaltung.
Zudem übernimmt die Bauwerksdiagnostik gesonderte Auftragsleistungen, bei denen ähnliche Einsätze mit diagnostischen Gerätschaften erforderlich sind. 

Ziel war, die Belastungen bei den Messungen so zu reduzieren, dass die umfangreichen Arbeiten auch langfristig ohne Auftreten von Muskel-Skelett-Erkrankungen zu leisten sind.

Aktivitäten

Die Verantwortlichen beschafften im Juli 2023 ein Exoskelett, das die Aktivitäten der Arme bei Überkopfarbeiten unterstützt.
Die Einstellung auf die Körpergröße sowie das An- und Ablegen empfinden die Mitarbeitenden nach kurzer Einübung als schnell und einfach. Daher kann es auch bei Pausen abgelegt werden. Der kompakte Aufbau des Exoskeletts ermöglicht zudem einen einfachen Auf- und Abstieg auf das Arbeitsgerüst sowie ein sicheres Arbeiten auf beengtem Raum. Aufgrund des positiven Effektes sind mittlerweile vier Exoskelette im Einsatz.

Ergebnisse

Die Mitarbeitenden nehmen das Exoskelett als deutliche Verbesserung wahr. Durch den Einsatz des Hilfsmittels erfolgen die Messungen kontrollierter, gleichmäßiger und effektiver, Fehler treten seltener auf. In der gleichen Zeit kann eine um 50% längere Strecke geprüft werden. Die Belastung der Mitarbeitenden ist deutlich geringer, dadurch ist die Prüftätigkeit weniger von der körperlichen Fitness abhängig, mehr Personen sind für die Tätigkeit geeignet. Längere und häufigere Einsätze sind möglich. Ausfallzeiten auf Grund von Erschöpfung und die Fluktuation sind geringer. Fachpersonal ist leichter zu finden. Dadurch ergibt sich eine Kostenersparnis.

Besonderheit

Exoskelette gibt es in verschiedenen Variationen für unterschiedliche Belastungspositionen. Erstmalig erfolgte der systematische Einsatz eines Exoskeletts für die beschriebene besonders monotone und anstrengende Messtätigkeit. Eine Automatisierung ist wegen der unterschiedlichen baulichen Gegebenheiten nur schwer realisierbar. Ein Exoskelett ermöglicht die Umsetzung der notwendigen Prüfmaßnahmen bei reduzierten Belastungen des Muskel-Skelett-Systems.
Die Unterstützung durch ein Exoskelett erfolgt aktuell passiv über eine Lastabnahme. Wünschenswert ist die Weiterentwicklung zu einem aktiven und kompakten System, das die Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen weiter verbessert.

  • Exoskelett zur Unterstützung bei Bauwerksuntersuchungen

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Zusatzinfo

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