Adaptive Bandage für eine schnellere Rückkehr ins fußballspezifische Mannschaftstraining nach einer Sprunggelenksverletzung
SG Dynamo Dresden e. V.
Präventionspreis Sport 2024

Ausgangslage und Ziel
Die SG Dynamo Dresden e.V. spielt in der in der 3. Liga Fußball.
Mit Beginn der Saison 2022/2023 kooperieren der Verein und der Hersteller einer speziellen adaptiven Bandage miteinander, um die Präventionsmaßnahmen hinsichtlich Sprunggelenksverletzungen im Nachwuchsleitungszentrum zu optimieren.
Sprunggelenksverletzungen gehören zu den häufigsten Verletzungen sowohl im Spitzen- als auch im Breitensport. Bis zu 70 % der Sportlerinnen und Sportler haben nach einer Sprunggelenksverletzung dauerhaft Restbeschwerden oder anhaltende Funktionseinschränkungen. Zudem entwickeln bis zu 40 % der Sportlerinnen und Sportler innerhalb des ersten Jahres nach der Verletzung eine chronische Instabilität des Sprunggelenks. Die Wahrscheinlichkeit für Rezidiv-Verletzungen ist auch deutlich erhöht.
Nach akuten Verletzungen wird die PECH-Regel (Pause, Eis, Compression, Hochlagern) befolgt, um die Auswirkungen der Verletzungen möglichst gering zu halten. Zur Ruhigstellung des Gelenks wird greift man häufig auf Tape und konventionelle Bandagen/Orthesen zurück. Während das Tape bereits nach wenigen Minuten einen Großteil seiner Schutzwirkung verliert (Greene et al., 1990), besitzen Bandagen/Orthesen eine große Schutzwirkung, die jedoch auch mit einer großen Bewegungseinschränkung einhergehen. Dies führt zu einer geringen Akzeptanz und Compliance bei Sportler/-innen im fortlaufenden Rehabilitationsprozess.
Seit einiger Zeit ist eine innovative spezielle adaptive Bandage auf dem Markt, die sowohl präventiv gegen Sprunggelenksverletzungen als auch in der Rehabilitation nach Sprunggelenksverletzungen eingesetzt werden kann. Sie funktioniert ähnlich wie ein Sicherheitsgurt im Auto. Ein kleiner semiflexibler „Adaptor“ wird in einer Bandage über dem lateralen Sprunggelenk integriert. Bei Inversions-/Supinationsbewegungen wird der „Adaptor“ ausgezogen und bietet der Sportlerin oder dem Sportler den natürlichen Umfang und notwendige Freiheit bei physiologischen Bewegungen. Nur bei sehr schnellen, kritischen Bewegungsgeschwindigkeiten blockiert der „Adaptor“ und verhindert übermäßige Bewegungen und somit eine Überdehnung oder sogar eine Verletzung (siehe Abbildung 1). Eine Studie hat gezeigt, dass diese Technologie bei kritischen Bewegungsgeschwindigkeiten einen mindestens gleichwertigen Schutz bietet wie herkömmliche Lace-up- oder steife Orthesen. Gleichzeitig bietet die adaptive Bandage einen höheren Komfort und weniger Bewegungseinschränkungen als die konventionellen Orthesen (Willwacher et al. 2023).
Aktivitäten
Nach einer akuten Verletzung des Sprunggelenks wurden die Sportler des Nachwuchsleistungszentrums entsprechend der PECH-Regel und physiotherapeutisch erstversorgt und beim Mannschaftsarzt vorstellig (siehe Anhang – JSR).
Nach Ausschluss der Erforderlichkeit einer chirurgischen Behandlung erfolgte die Versorgung entweder auf konventionellem Weg mit Tape oder es wurde die passende adaptive Bandage (Fesselmaß und Schuhgröße) für die Rehabilitationsphase zur Verfügung gestellt.
In der Regel begannen die Sportler mit dem Aufbautraining während der Rehabilitationsphase zwei bis vier Tage nach dem Auftreten der Verletzung. Alle Sportler erhielten das gleiche Rehabilitationsprogramm (siehe Tabelle 1). Der behandelnde Mannschaftsarzt erteilte die Freigabe für die Rückkehr zum Mannschaftstraining nach beschwerdefreiem Abschluss des Rehabilitationsprogramms und erfolgreichem Abschluss der Rehabilitationsdiagnostik „Return to Sport“ (siehe Abbildung 2).
Die Sportler trugen bei allen Rehabilitationseinheiten die adaptive Bandage bzw. das Tape. Erst nach vollständigem Wiedereinstieg in das Mannschaftstraining wurden die Maßnahmen beendet.
Ergebnisse
Die Verletzungsursache bestand aus Kontakt- und Nicht-Kontakt-Verletzungen. Die Verletzungen traten sowohl beim Training als auch bei Spielen/Wettkämpfen auf. Die Ausfallzeit lag zwischen 20 und 202 Tagen (siehe Anhang - JSR). Die mittlere Ausfallzeit der konventionell mit Tape versorgten Sportler lag bei 98,0 Tagen (Standardabweichung 57,8 Tage) und bei den mit der adaptiven Bandage versorgten Sportler bei 53,4 Tagen (Standardabweichung: 25,5 Tage). Dies entspricht einer mittleren Reduktion der Ausfallszeit von 44,6 Tagen bzw. 45,5% bei Verwendung der adaptiven Bandage im Vergleich zum Tape.
Die Sportler, die mit der adaptiven Bandage ausgestattet wurden, erlitten in der abgelaufenen Saison 2022/2023 keine Rezidiv-Verletzungen.
Im Vergleich zum Tape reduziert die Verwendung der adaptiven Bandage die Kosten und ist nachhaltig, denn diese kann wieder verwendet und von den Sportlerinnen und Sportlern selbst angelegt werden. Das Tape hingegen ist täglich durch eine neues zu ersetzen und vom physiotherapeutischen Personal anzulegen.
Die adaptive Bandage schränkt weniger ein und besitzt ein schlankeres Profil, einen verbesserten Komfort und einen größeren aktiven Bewegungsumfang als die konventionellen Orthesen. In Kombination mit enganliegenden Fußballschuhen wurden von wenigen oder keinen Unannehmlichkeiten berichtet (siehe Anhang – JSR).
Die Spieler beschrieben eine ähnliche Bewegungsfreiheit wie ohne Orthese und eine größere Bewegungsfreiheit als mit Orthese im Alltag und mit Tape im Training (siehe Anhang – JSR). Während der Rehabilitationsphase gaben alle Sportler an, dass sie das Gefühl hatten, dass die adaptive Bandage im Laufe des Trainings bei hohen Belastungen "aktiviert" wurde, was ihr Vertrauen in die schützende Wirkung der adaptiven Bandage gestärkt hat. Dies wiederum führte dazu, dass die Sportler zu einem früheren Zeitpunkt ein sportartspezifischeres Training sowie ein spezifisches Mobilisations- und Stabilisationstraining für die bestimmte Körperregion absolvierten, um die geschädigte Struktur aufzubauen.
Besonderheit
Die Verwendung der adaptiven Bandage bietet die Möglichkeit einer frühestmöglichen Mobilisierung und Rehabilitation, welches für den Heilungsprozess, den Wiederaufbau der Muskeln und des Bandapparates förderlich ist (McKoen 2019). Dabei erhalten Sportlerinnen und Sportler die physische und psychische Sicherheit, im Falle einer kritischen Bewegung durch die adaptive Bandage geschützt zu sein.
Adaptive Bandage für eine schnellere Rückkehr ins fußballspezifische Mannschaftstraining nach einer Sprunggelenksverletzung
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Zusatzinfo
Auf der VBG-Website sind speziell für Fußball, auch für den Fußball-Nachwuchs, weitere Informationen zur Verletzungsprävention und zu anderen Themen im Zusammenhang mit Gesundheit und Sicherheit zu finden.