Schutz vor UV- und IR-Strahlung beim Heißbearbeiten von Glas
De Dietrich Process Systems GmbH
Best Practice Präventionspreis 2020

Ausgangslage und Ziel
Bei der Bearbeitung von Werkstücken aus Glas werden Gasbrenner in Form von Tischbrennern, Maschinenbrennern und Handbrennern eingesetzt. Von der Gasflamme geht neben sichtbarer (VIS) und infraroter Strahlung (IR) auch ultraviolette Strahlung (UV) aus. UV-Strahlung wird in den oberen Schichten der Haut und in den vorderen Teilen des Auges absorbiert und kann dabei zu Schädigungen führen. [Quelle: VBG]
Die technischen Schutzmaßnahmen und Persönliche Schutzausrüstungen beim Arbeiten an Brennern sind bisher teilweise weniger funktionell oder können aufgrund unterschiedlicher Maschinen- und Brennergrößen nicht einheitlich umgesetzt werden. Ziel des Projekts bei De Dietrich Process Systems war die Eliminierung der Strahlenbelastung unter einer ganzheitlichen Betrachtung: So wurden mit Unterstützung des Institutes für Arbeitsschutz (IFA) der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung) unter anderem ein UV-Kataster erstellt, neue technische Schutzmaßnahmen entwickelt sowie praxistaugliche Kombinationen von PSA für verschiedene Arbeitsplätze definiert.
Aktivitäten
- Problem: Bisherige Schutzscheiben für Tischbrenner sind in der Regel fest über dem Brenner angebracht, so dass erhitzte Glasstücke zum Mundblasen immer um die Scheibe herumgeführt werden müssen. Weiterhin sind die Scheiben relativ kleinflächig, so dass nicht alle Bereiche vom Gesicht geschützt werden.
Lösung: Es wurde eine großflächige Schutzscheibe an einem Schwenkarm entwickelt, die sich individuell positionieren lässt, das gesamte Gesicht inkl. Stirn und Hals schützt und ein direktes Heranführen des Glasstücks an den Mund erlaubt. - Problem: Bei kleineren Glasdrehbänken (Handformbänken) war häufig nur die Didymiumbrille in Gebrauch, da das Schutzvisier bei Feinarbeiten und Mundblasen hinderlich ist.
Lösung: Hier kann ebenfalls die Schutzscheibe mit Schwenkarm verwendet werden, da sie individuell positionierbar ist und auch Feinarbeiten nahe am Glas erlaubt. - Problem: Bei größeren Glasdrehbänken ist eine Abschirmung durch eine Schutzscheibe nicht möglich. Weiterhin verlangt die hohe Strahlungswärme einen Schutz vor der direkten Hitze.
Lösung: Hier wird über das Tragen eines geeigneten Schutzvisiers der gesamte Kopf- und Halsbereich geschützt. Die Didymiumbrille wird unter dem Visier getragen. Bei großer Strahlungswärme wird Silberkleidung getragen.
Weiterhin wird bei allen Arbeitsplätzen der Schutz der Hände und Arme durch Tragen von Langarm-Shirts und den entsprechenden Handschuhen geregelt.
Ergebnisse
Das Unternehmen reduziert die Belastung durch optische Strahlung gemäß der Reihenfolge von Arbeitsschutzmaßnahmen (technisch, organisatorisch, persönlich) deutlich:
- UV-Kataster erstellt durch IFA
- Technische Schutzmaßnahmen eingeführt:
- Schutzscheiben Schott PYRAN S Größe 400 x 275 x 5 mm
- Persönliche Schutzmaßnahmen
- Schutzvisier Protector SHS1B
- Schutzvisier goldbedampft
- Schutzbrille mit Didymiumgläsern
- Dunkelfarbige Langarm T-Shirts oder Hemden
- Dünne Baumwollhandschuhe
- UV-Schutzcreme "physio us 30 sun".
Bei Anwendung der oben genannten technischen und/oder persönlichen Schutzmaßnahmen wird der UV-A/B/C-Grenzwert an Augen und Haut eingehalten.
Als Begleiteffekt wurde eine Absenkung von bis zu 3 dB Lärm durch Verwendung der Schutzscheibe erreicht.
Besonderheit
Die entwickelten Maßnahmen lassen sich in der Praxis wirkungsvoll einsetzen und werden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern voll akzeptiert. Darüber hinaus hat das Projekt zu einer Sensibilisierung bzgl. des Themas "Schutz vor Berufskrankheiten" geführt.
Schutz vor UV- und IR-Strahlung beim Heißbearbeiten von Glas
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