Qualifizierungskonzept Führen von Robotern
Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung
Best Practice Präventionspreis 2020

Ausgangslage und Ziel
Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA – eines der größten Institute der Fraunhofer-Gesellschaft – wurde 1959 gegründet und beschäftigt annähernd 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Organisatorische und technologische Aufgabenstellungen aus der Produktion sind die Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkte.
Durch den Forschungsbetrieb ergibt sich die Notwendigkeit, Roboter nicht nur im Automatikmodus von außerhalb des Gefahrenbereichs zu betreiben, sondern dies auch von innerhalb des Gefahrenbereichs und im T1-Modus (manuell) zu tun. Das bedeutet eine erhöhte Gefährdung für nicht ausreichend qualifizierte Beschäftigte.
Um Arbeitsunfälle mit Robotern und damit Gesundheitsschäden zu vermeiden und die Beschäftigten auf ihre Aufgaben vorzubereiten, wird am Fraunhofer IPA ein Roboter-Qualifizierungskonzept eingeführt. Im Zuge dieses Konzepts können Beschäftigte ihre Fähigkeiten im sicheren Führen von Robotern ausbauen und sich ihre Qualifikation bestätigen lassen.
Aktivitäten
Es wurde ein Qualifizierungskonzept mit vier verschiedenen Qualifikationslevels entwickelt:
- Level A: Basic; Beschäftigte haben Grundkenntnisse im sicheren Führen von Robotern.
- Level B: Mitarbeiter; Beschäftigte haben Kenntnisse im sicheren Führen von Robotern.
- Level C: Multiplikator; Beschäftigte haben weiterführende Kenntnisse im sicheren Führen von Robotern und dürfen andere Mitarbeitende beaufsichtigen.
- Level D: Ausbilder; Beschäftigte haben vertiefte Kenntnisse im sicheren Führen von Robotern und dürfen andere Mitarbeitende ausbilden.
Für alle Roboterzellen und alle Tätigkeiten am Roboter wird vom Vorgesetzten in Zusammenarbeit mit der Arbeitssicherheit festgelegt, welches Qualifikationslevel für deren Nutzung erforderlich ist.
Haben Beschäftigte noch nicht das für ihre Tätigkeit benötigte Level, so haben sie die Möglichkeit, durch Teilnahme an qualifizierenden Maßnahmen, durch die sie Punkte sammeln, im Level aufzusteigen. Um ihr Level auch für das nächste Jahr zu halten, benötigen sie pro Kalenderjahr eine bestimmte Anzahl von Qualifikationspunkten und Arbeitstagen.
Die Beschäftigten, die bisher bereits mit Robotern arbeiten, füllen eine Selbstauskunft zu ihren bestehenden Kenntnissen aus. Diese wird vom Vorgesetzten bzw. dem Bereich Arbeitssicherheit geprüft und bestätigt.
Ergebnisse
Das Qualifikationskonzept begann bereits zum 01. Oktober 2019. Das Institut erarbeitete zunächst Inhalte für die Grundschulung zum sicheren Führen von Robotern sowie arbeitsplatzspezifische Unterweisungen. Die Beschäftigten erteilten eine Selbstauskunft. Die Verantwortlichen ordneten dann die Beschäftigten einem entsprechende Qualifikationslevel zu. Experten ermittelten für einzelne Roboterzellen die Anforderungen.
Die Beschäftigten nahmen bei Bedarf an der Grundschulung teil. Um neu eingestellten Beschäftigten ein schnelles Erreichen des ersten Qualifikationslevels zu ermöglichen, wird die Grundschulung zum sicheren Führen von Robotern regelmäßig angeboten.
Besonderheit
Das Qualifizierungskonzept bietet eine unternehmensweite, transparent gestaltete Einschätzung der Qualifikation der Beschäftigten sowie der Anforderungen an Roboter-Arbeitsplätzen.
Sowohl für Beschäftigte als auch für Führungskräfte ist ersichtlich, wer welche Befähigung hat. Das Konzept ist aufgrund der Gestaltung als Punkte-Konto leicht zu verstehen und zu übertragen.
Qualifizierungskonzept Führen von Robotern
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Zusatzinfo
Die VBG bietet umfangreiche Informationen und Beratung zum sicheren Betrieb von Maschinen und Anlagen an.