Kreuzbandprophylaxe im Frauenfußball beim FSV Hessen Wetzlar
FSV Hessen Wetzlar e. V.
Best Practice Präventionspreis Sport 2020

Ausgangslage und Ziel
Der FSV Hessen Wetzlar spielt in der Frauen Regionalliga Süd Fußball.
Das Risiko einer Kreuzbandruptur ist im Frauenfußball deutlich höher als bei den Männern. In der ersten Mannschaft des Vereins hatte es mehrere solche Verletzungen gegeben, in der Saison 2016/2017 sogar vier und daher ernste Personalprobleme. Ziel war es, für die Saison 2017/2018 ein Programm zu entwickeln, mit dem schwere Knieverletzungen vermieden werden konnten. Auch sollten die Nachwuchsspielerinnen auf den Frauenbereich entsprechend vorbereitet werden. Die Herausforderung bestand darin, das Programm abwechslungsreich, kurz und dennoch qualitativ hochwertig zu gestalten. Es sollte gut in das Fußballtraining zu integrieren sein und den Spielerinnen Spaß bereiten. Die Belastung sollte variabel sein, damit der Effekt nicht verloren geht.
Aktivitäten
Die Verantwortlichen entwickeln ein Programm von 15 bis 20 Minuten Dauer, das Koordination, Stabilisation, Schnelligkeit sowie neuronale Aktivierung trainiert und dabei Movementpreps (Bewegungsvorbereitung) enthält. Eine Änderung der Übungen erfolgt grundsätzlich alle zwei Monate, wobei dieser Zeitraum nach Abstimmung mit den Spielerinnen verändert werden kann. Nach jeweils zwei Wochen wird die Anzahl der Wiederholungen oder die Komplexität der Übungen erhöht. Das Programm wird vor dem Fußballtraining durchgeführt und ist wie folgt aufgebaut: allgemeines Aufwärmen, Koordinationstraining, Movementpreps (mit neuronaler Aktivierung), Stabilitätsübungen und zuletzt Sprints, sowohl linear als auch mit Richtungswechsel und mit Sprüngen. Die Übungen variieren nach Zeitraum (neue Übungen in der spielfreien Zeit), Mannschaft und Witterung (im Winter mehr Dynamik, im Sommer mehr Stabilität).
Ergebnisse
Auf Grund des positiven Feedbacks der Spielerinnen wird das Programm nicht nur in der Vorbereitung, sondern das ganze Jahr über durchgeführt. In den Saisons 2017 / 2018 und 2018 / 2019 gab es in der ersten Mannschaft und im Team der U16-Bundesliga, abgesehen von leichten Beschwerden wie Verhärtungen, nur eine Knieverletzung. Hierbei hat die Spielerin nach ihrem Urlaub vermutlich zu früh mit intensivem Training begonnen. Zudem konnten vier und dann drei Nachwuchsspielerinnen ohne Überlastungsprobleme in die erste Mannschaft integriert werden. Das Programm ist somit wie geplant erfolgreich. Zudem hat es nicht nur Verletzungen der Knie verhindert, sondern auch alle anderen Gelenke stabilisiert, insbesondere Fußgelenke und Hüften.
Besonderheit
Das Programm ist variabel und damit attraktiv. Es enthält Elemente aus verschiedenen Sportarten und Bereichen. Hierbei handelt es sich um Übungen zur neuronalen Aktivierung und für die Beweglichkeit aus der Leichtathletik (Sprint, Hürdenlauf) sowie Sprungvarianten vom Handball und Basketball, angepasst an den Fußball, Teile aus dem Programm FIFA 11+ und Bewegungen des Functional Movement Screen. Besonders ist auch die Durchführung des Programms bereits bei den Jugendmannschaften, wodurch die erforderlichen Grundlagen für eine effektive Verletzungsprävention früh geschaffen werden.
Zusatzinfo
Auf der VBG-Website sind speziell für Fußball, auch für den Fußball-Nachwuchs, weitere Informationen zur Verletzungsprävention und Gesundheit im Sport zu finden.