Atemschutz
1. Allgemeine Grundsätze
Atemschutz zählt zur Persönlichen Schutzausrüstung, die vor tödlichen Gefahren oder irreversiblen Gesundheitsschäden schützt. Der Einsatz von Atemschutz erfordert deshalb eine genaue Beurteilung der Bedingungen vor Aufnahme der Tätigkeit. Es ist dringend anzuraten, die Fachkraft für Arbeitssicherheit, beziehungsweise den Betriebsarzt oder die Betriebsärztin bei der Gefährdungsbeurteilung sowie der Auswahl des Atemschutzes und weiterer Maßnahmen hinzuzuziehen. Der Einsatz von Persönlicher Schutzausrüstung ist die letzte Maßnahme zum Schutz der Beschäftigten.
Beim Tragen von Atemschutzgeräten der Gruppen 2 und 3 ist eine arbeitsmedizinische Pflichtvorsorge vor Aufnahme der Tätigkeit notwendig. Eine arbeitsmedizinische Angebotsvorsorge ist für Tätigkeiten, die das Tragen von Atemschutzgeräten der Gruppe 1 erfordern, anzubieten. Die Gruppenzuordnung ist den Herstellerangaben zu entnehmen oder beim Einsatzbetrieb zu erfragen.
Außerdem ist den Beschäftigten die richtige Benutzung anhand von Unterweisungen mit praktischen Übungen zu vermitteln.
Der Einsatz von Persönlicher Schutzausrüstung ist die letzte Maßnahme zum Schutz der Beschäftigten.
2. Arten und Einsatzbereiche
Atemschutzgeräte lassen sich je nach Bauart in zwei große Gruppen einteilen:
- umluftabhängige Filtergeräte,
- umluftunabhängige Isoliergeräte.
Beim Einsatz von umluftabhängigen Filtergeräten muss gewährleistet sein, dass noch ausreichend Sauerstoff zum Atmen in der Umgebungsluft (mind. 17 %) vorhanden ist und der Gefahrstoff bekannt ist.
Wenn die oben genannten Kriterien nicht erfüllt sind, kommen umluftunabhängige Isoliergeräte zum Einsatz — zum Beispiel bei der Feuerwehr.
Atemschutzgeräte bestehen aus einem Atemanschluss (Maske oder Helm) und einem Filter- oder Atemgerät. Von diesem Prinzip weichen die partikelfiltrierenden Halbmasken ab, die für sich ein vollständiges Atemschutzgerät darstellen.
Diese sind in Abhängigkeit von Schadstofftyp und Schadstoffexposition unterteilt. Details dazu fasst Tabelle 1 zusammen.
Je nach Art des verwendeten Atemschutzgeräts besteht eine Begrenzung der Gebrauchsdauer. Die Erholungsdauer nach dem Gebrauch eines Atemschutzgerätes ist einzuhalten. Während der Erholungsdauer sollte keine schwere Arbeit geleistet werden.
Beispiele für Atemschutzgeräte
Atemanschluss
Bezeichnung | Einsatzmöglichkeit | Beispiel |
---|---|---|
Halbmaske | Für kurzzeitige Arbeiten, z. B. beim Lackieren, bei erhöhter Staubbelastung (Schleifen, Schneiden, Bohren), auf Baustellen und in Müllsortieranlagen | ![]() |
Vollmaske | Für kurzzeitige Arbeiten, z. B. beim Umgang mit Gefahrstoffen und Chemikalien | ![]() |
Helm | Für langandauernde Arbeiten, z. B. beim Lackieren, Schweißen, bei erhöhter Staubbelastung auf Baustellen und in Müllsortieranlagen | ![]() |
Umluftabhängige Filtergeräte
Bezeichnung | Einsatzmöglichkeit | Beispiel |
---|---|---|
partikelfiltrierende Halbmasken | Für kurzzeitige Arbeiten mit bekannten Gefahrstoffen und Gefahrstoffkonzentrationen, z. B. auf Baustellen | ![]() |
Filtergeräte | Für kurzzeitige Arbeiten mit bekannter Gefahrstoffkonzentration und Zusammensetzung (ermöglichen Arbeiten bei höheren Konzentrationen als partikelfiltrierende Halbmasken), z. B. auf Baustellen, beim Abbeizen oder Spritzlackieren | ![]() |
gebläseunterstützte Filtergeräte | Für längerfristige Arbeiten, z. B. Strahl- und Lackierarbeiten, auf Baustellen und bei Sanierungsarbeiten | ![]() |
Umluftunabhängige Isoliergeräte
Bezeichnung | Einsatzmöglichkeit | Beispiel |
---|---|---|
Pressluftatmer | Für kurzzeitige Arbeiten mit hoher oder unbekannter Gefahrstoffkonzentration | ![]() |
Regenerationsgerät | Arbeiten mit langen An- und Abmarschwegen, mit hoher oder unbekannter Schadstoffkonzentration, in der Regel bei Rettungs- und Noteinsätzen | ![]() |
Schlauchgeräte | Für längerfristige Arbeiten, z. B. Strahl- und Lackierarbeiten, Schweißen in geschlossenen Räumen | ![]() |
3. Regeln für das Benutzen von Atemschutzgeräten
Bei der Benutzung von Atemschutzgeräten sind folgende Details zu beachten:
- Beim Tragen der Maske ist darauf zu achten, dass sie dicht anliegt.Beschäftigte dürfen keinen Vollbart oder starke Koteletten tragen. Dies führt zu Passungsundichtigkeiten zwischen der Atemschutzmaske und dem Gesicht, so dass Gefahrstoffe nach innen dringen und eingeatmet werden können.
- Es ist sicherzustellen, dass die Beschäftigten anhand der Betriebsanweisung vor der ersten Benutzung und danach wiederholt jedoch mindestend einmal jährlich in einer theoretischen Schulung und praktischen Übung unterwiesen werden.
- Das Unternehmen muss sicherstellen, dass die Atemschutzgeräte stets einwandfrei funktionieren und regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden. Je nach Atemschutzgerät sind regelmäßige Prüfungen der Geräte vorgeschrieben.
- Filtergeräte müssen immer mit einem auf die Gefahrstoffe abgestimmten Filter ausgerüstet sein. Kann kein passender Filter ermittelt werden, muss ein umluftunabhängiges Isoliergerät eingesetzt werden.
- Filter dürfen nach Ablauf der Haltbarkeit nicht mehr eingesetzt werden. Die zur Filtrierung eingesetzten Materialien können im Laufe der Zeit ihre Wirkung verlieren.
- Die Gebrauchsdauer von Filtern ist begrenzt. Sie ist abhängig vom jeweiligen Gefahrstoff, der Belastung des Beschäftigten und den Vorgaben durch den Hersteller oder die Arbeitsschutzvorschriften. Ein Filter muss spätestens ausgewechselt werden, wenn Geruchs-, Geschmacks- oder Reizerscheinungen wahrgenommen werden, sich der Atemwiderstand erhöht oder die vom Hersteller vorgegebenen Trage- und Standzeiten erreicht werden.
4. Anwendungsbeispiele
Tabelle 1
Hauptanwendungsbereich, Anwendungsbeispiel | Kennfarbe | Filtertyp |
---|---|---|
Partikel, Stäube, Tröpfchen | weiß | |
organische Gase und Dämpfe mit einem Siedepunkt > 65 °C (z. B. lösemittelhaltige Lacke und Klebstoffe, Benzin, Reiniger) | braun | A |
niedrig siedende organische Gase und Dämpfe mit einem Siedepunkt < 65 °C (organische Lösemittel, in Niedrigsiedergruppe 1 und 2 gem. DGUV Regel 112-190 ), z. B. Äther, Methylendioxid | braun | AX |
anorganische Gase und Dämpfe (Chlorgas, Schwefelwasserstoff, Zyanwasserstoff, Säuren und Laugen) | grau | B |
Schwefeldioxid, Hydrogenchlorid, saure Gase | gelb | E |
Ammoniak und organische Ammoniakderivate | grün | K |
Kohlenstoffmonoxid | schwarz | CO |
Quecksilberdampf | rot weiß | Hg-P3 |
Nitrose Gase, z. B. NO, NO2, NOX | blau weiß | NO-P3 |
radioaktives Jod, einschließlich radioaktives Jodmethan | orange |
Es gibt auch Kombinationsfilter, in denen mehrere Filtertypen kombinert sind. Es finden sich dann alle entsprechenden Kennfarben auf dem Filter.